BRETTERTÜREN damals & heute

BRETTERTÜREN damals & heute

BLOGEINTRAG #2


Auf der Suche nach einer passenden Türlösung für das Spielhaus meiner Tochter, habe ich mich näher mit den alten Brettertüren beschäftigt. So, wie sie früher in vielen Häusern zu finden waren. Um das Thema handwerklich richtig aufzuarbeiten, muss ich etwas weiter ausholen. In den alten Häusern vor über 100 Jahren gab es keine Zentralheizung, es wurden nur Teile der Häuser beheizt und oft waren diese wegen fehlender Fundamente feuchter als heutzutage. Die klimatischen Bedingungen waren zum Teil auch ganz anders. Darum waren sowohl die Anforderungen an die Brettertüren, wie auch die Art ihrer Herstellung sehr anders. Auf die Unterschiede werde ich noch genauer eingehen. Solche Türen waren gerne in Nebenräumen, Stallungen oder Kellern eingebaut. Die Funktion der Türen war vor allem Löcher zu schließen und Mäuse und Ungeziefer vom Haupthaus fernzuhalten. Zug- oder regendichte Abschlüsse waren mit Brettertüren weniger möglich. Wir haben in der Tischlerei schon mehrmals solche Türen bei Kunden umgesetzt und die Anfragen häufen sich.



In den nächsten Zeilen werde ich mich zuerst der alten, handwerklichen Bauweise solcher Türen widmen. Früher konnte man aus maschinellen Gründen keine mehrschichtige Verleimung realisieren. Für Tische, Kastentüren, Bänke, Sessel, Fensterläden usw. musste man aber größere Flächen in Form halten. Das Allzweckmittel dafür war die Gratleiste. Diese hat das Prinzip, dass sie großflächige Bretter, gegen das Schüsseln in beiden Richtungen, in Form hält. Das Schwinden der Breite kann jedoch so nicht unterbunden werden. Darum ist es wichtig, dass die Gratleiste nicht fix eingeleimt wird. Sondern am besten an einem Punkt, meistens durch einen mechanischen Holznagel, fixiert wird. So kann das Holz arbeiten. Bei dieser alten handwerklichen Machart, konnte man eine Türe fertigen ohne einen Tropfen Leim zu verwenden – rein durch konstruktive Verbindungen. Eine Methode die heute beim Erzeugen von Massivholzwänden für ganze Häuser zum Einsatz kommt. Wenn man eine solche Verbindung aktiv über das Jahr beobachtet, kann man erkennen, das die Gratleiste im Winter – wo eher trockene Luft herrscht, etwas vorsteht und im Sommer – wo die Luft feuchter ist, leicht zurückstehen kann. Dies wirkte sich darin aus, dass die Türe einmal etwas besser und einmal etwas schlechter am Stock anlag. Das war damals kein Problem, da die Türen meistens nur 3 bis 3,5 cm dick gefertigt wurden und somit beim Schließen leicht an den Stock (ohne Dichtung) angedrückt werden konnten. Weiteres mussten die Türen beim Zumachen in die Hand genommen werden. In der Regel kamen Kastenschlösser (vom Schmied aus dem Ort) oder Riegellösungen mit Langbändern zum Einsatz. Diese mussten eventuell mal nachgesetzt werden, aber kleine Unregelmäßigkeiten wurden dadurch besser ausgeglichen. Im Zuge der Recherchen habe ich mir viele alte Brettertüren und Gratleistenverbindungen bei Sesseln oder Tischen angeschaut. Vor allem die echte handwerkliche Machart und das viele Wissen, das in einer so vermeintlich einfachen Bauweise steck, fasziniert mich. Jeder Teil und jeder Arbeitsgang hat seine Aufgabe. Es sind keine unnötigen Verzierungen notwendig – Form follows function. Darum werden Sie in Zukunft bei uns, genau solche Türen wie Sie damals gemacht wurden, auch bekommen. Wenn man Türen in der alten echten Bauweise herstellen will, sind viele Punkte und Regeln zu berücksichtigen. Ein handwerkliches Erbe kann man am besten erhalten, in dem man es weiterführt. Stichworte: Jahresringlage bei den Brettern, Hobeln in 2 Etappen, Beschläge die verzeihen, Bretter nur 1 x fixieren, Brettdicken, Auswahl der Kunden, Setzungsluft, die 3 Richtungen in die das Holz arbeitet & wie viel, usw.



Wie auf dem Einleitungsbild zu sehen ist, haben wir natürlich eine Lösung erarbeitet, bei der die Türe bzw. die Bretter nicht arbeiten können und sich nicht verändern. Diese Türe ist gleich aufgebaut wie unsere glatten Massivholztüren und mit einem Aluminiumkern ausgestattet. Um diesen Türen noch mehr den Brettercharakter zu verleihen, werden zwischen den Brettern (meistens nur aus 3 bis 4 Brettern) V – Fugen gefräst. Bei dieser Türe können Sie sich aussuchen, auf welcher Seite die Gratleisten bzw. das Tür – Z sitzt. Den meisten Kunden ist die Ansicht von einer bestimmten Seite wichtig. Das können wir bei einer solchen Türe ohne Probleme realisieren, da die Gratleisten nur aus optischen Gründen verwendet werden. Die Querstrebe die man auf dem Bild oben sehen kann, kam früher immer dann zum Einsatz, wenn man keine Gratverbindung eingefräst hat, sondern die Bretter nur vernagelt wurde. Somit war das Türgewicht gleichmäßig auf die Bänder aufgeteilt und ein Hängen der Türe wird somit erschwert.



 


 


 


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